Verantwortung stelle ich mir in bestimmten Zusammenhängen als ein Ding vor, dass ich mir nehmen kann, jemandem geben kann, worum sich streiten lässt, weil jeder es haben will, oder was achtlos herum liegen gelassen wird, weil gerade keiner Lust darauf hat. Menschen, für die das Übernehmen von Verantwortung mit einem hohen Selbstwert gekoppelt ist, neigen dazu schnell zuzugreifen, wenn eine Verantwortung feil geboten wird. Es erinnert in solchen Fällen manchmal an das Spiel „Schnapp den Hut“, bei dem der „belohnt“ wird, der als erstes zugegriffen hat. Es gibt durchaus jedoch auch Situationen, in denen keiner die Verantwortung übernehmen will – sie sozusagen, wie beim „Schwarzen Peter“ versucht wird sie dem anderen unterzuschieben.

Kurios aber auch gefährlich ist oft die Situation der so genannten Übergabe von Verantwortung von einem, der die Verantwortung bisher hatte an einen, der sie übernehmen soll, wie z.B. Eltern an ihre heranwachsenden Kinder oder ein Chef an seinen Nachfolger. Es erinnert an Szenen, in denen der eine dem anderen etwas hinhält mit der laut gesprochenen Aufforderung es zu nehmen, es aber, wenn der andere im Begriff ist zuzugreifen wieder wegzieht. Schlimmer noch, wenn er es dem anderen für einen Moment in die Hände gibt es aber im nächsten Moment schon wieder wegnimmt. Gerade Eltern sollten sich dieses Aktes der Übergabe von Verantwortung bewusst sein, prüfen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, dann aber die Über-Gabe eindeutig und mit Endgültigkeitsabsicht gestalten.

Kerkrade, 18.11.2007